10 years later...

Nai ließ sich von Shin nicht beeindrucken. Er riss sich wieder los von ihm und richtete sich wieder gerade auf. "Nichts ist mit dem Stein." sagte er genervt. "Ich hab einfach ein ungutes Gefühl in letzter Zeit." Noch einmal rieb er sich über's Gesicht. Dann bewegte er sich in Richtung der Zelte. "Du wirst ja jetzt eh nichtmehr mit mir weitermachen, also kann ich mich auch um andere Dinge kümmern." Ohne sich umzudrehen ging Nai. Er hatte noch einiges an Pflichten zu erledigen und wollte diese so schnell wie möglich erledigen.

Shin kochte vor Wut noch nie in seinem Leben hatte es jemand gewagt so mit ihm zu sprechen. Und das etwas mit dem Stein nicht stimmte brachte ihn völlig aus dem Konzept. Also die Sonderbehandlung konnte der Kleine auf jeden Fall schon mal vergessen. Das war der Dank für sein zusätzliches Training? Wütend marschierte er durch das Lager und traf dabei auf Noel. „Nanu was ist denn los Kommandant?“ sprach ihn Noel an. Er lächelte wie immer, was Shin unglaublich reizte. „Schick mir die zwei Neuen aus Elinors Lager. Die brauchen zusätzliches Training!“ Noel nickte und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Und was ist mit Nai?“ Der saß. „Der ist ab jetzt wieder ein Gefangener!“

Für's erste ging Nai Holz sammeln und zerhackte es, damit es als Feuerholz brauchbar war. Dabei dachte er über die vergangene Szene nach. Shin war bestimmt jetzt sauer, da war er sich sicher. Vielleicht sollte er sich später bei ihm entschuldigen. Andererseits gab der Nai langsam wirklich nur noch das Gefühl, dass er ihn ausnutzte. Sonst war da immer noch ein Schimmer, aber in Shin's Kopf gab es immer nur als erstes der Stein, der Stein, der Stein. Wütend benutzte er mehr Kraft in seinen Bewegungen. Als Nai fertig war, lagerte er das Holz neben dem Hauptzelt und ging noch ein paar anderen Aufgaben nach. Was machte er hier eigentlich? Er fing glatt an sich wohl zu fühlen. Jetzt wäre es leicht, einfach die Flucht zu ergreifen. Doch irgendwas hielt ihn ständig hier, er war sich nur noch nicht im Klarem darüber, was. Als er durch das Lager ging, sah er Shin dort vor einem der Zelte stehen. Nai zögerte kurz, gab sich dann aber doch einen Ruck. Da musste er jetzt durch. Mit langsamen Schritten ging er auf ihn zu, Noel war inzwischen weggegangen. Perfekte Gelegenheit. Shin sah ihn gereizt an und Nai wurde nervös. "Shin?" er kratzte sich an der Stirn. "Also,.. ich wollte nur sagen..!" In Gedanken jedoch trat er sich selbst in den Hintern und sprang ins kalte Wasser. Er verbeugte sich vor Shin und brachte eine ehrliche Entschuldigung hervor: "Es tut mir wirklich Leid, dass ich vorhin so respektlos zu dir war!"

Verblüfft sah Shin Nai an. Damit hätte er jetzt wirklich nicht gerechnet. Doch wenn er jetzt nachgab würde Nai vermutlich immer denken mit einer Entschuldigung wäre alles getan. „Ich nehme deine Entschuldigung an. Solltest du allerdings weiter von mir als Soldat und Schüler anerkannt bleiben wollen, dann musst du mir deine Treue beweisen, indem du mir eine Heilpflanze holst, die du nur auf diesem Berg dort finden kannst.“ Mit diesen Worten zeigte Shin auf einen felsigen, steilen Berg mit vereinzelten Grünflächen. Der Junge musste stark werden, körperlich und geistig. „Viel Glück, Nai.“ Shin klopfte Nai sanft auf die Schulter.

Nai nickte entschlossen und sah dann zu dem Berg herüber. Ach herrje, ziemlich steil. Dennoch nahm er sich ein Seil und machte sich auf den Weg. Kurz vorher hatte Shin ihm noch die Pflanze beschrieben. Nai konnte sich schon denken, wofür er diese brauchte. Vom letztem Kampf war einer der Soldaten immernoch schwer verletzt und die Wunde wollte einfach nicht heilen. Noch ein Grund mehr für Nai, den Job um jeden Preis zu erledigen.
Nach einem kleinem Fußmarsch kam Nai an dem steilem Hang an. Er hielt sich die Hand über die Stirn und blickte entgegen der Sonne nach oben. Von unten konnte er gerade so eine der Pflanzen erkennen. Noch einen tiefen Atemzug und es konnte losgehen. Nai nahm sich das Seil und warf es mit dem Hacken so hoch er konnte um einen etwas größeren Felsvorsprung. Zur Sicherheit zog er noch ein bis zwei mal daran. Dann kletterte er mit dem runterhängendem Ende ein Stück locker die Klippen hoch. Ein Stück höher, band er sich das Seil um die Hüfte. Und weiter ging es. Er krallte sich immer wieder an kleinen Vorsprüngen fest und kletterte immer höher. Bis er die Pflanze endlich erreichte. Er entnahm sie samt Wurzel der Erde und grinste stolz. "Geschafft" sagte er zu sich selbst. Nun musste er hier nur noch wieder herunter kommen. Gerade wollte er sich einfach an dem Seil wieder runterlassen, da sah er, dass dort oben ein Schnitt war. Das Seil hatte einen Schnitt, ganz sauber. Wollte ihn hier jemand umbringen oder was sollte das?. Aber Nai hatte gerade andere Probleme, als an den Saboteur zu denken. Nun musste er irgendwie vorsichtig wieder die Klippe runterklettern. Vorsichtig begann er mit dem Fuß einen Vorsprung abzutasten und setzte dann einen Fuß nach dem anderem runter. Es klappte ganz gut, bis Nai abrutschte und ein Stück den Hang runterrutschte. Seine Hände begannen zu schmerzen und doch schaffte er es sich gerade noch so wieder festzuklammern. In diesem Moment hatte er die Augen geschlossen und hielt sich mit aller Kraft fest. Seine Finger machten das nichtmehr lange mit. Trotz all dem verbat Nai sich innerlich um Hilfe zu rufen. Er wollte das selbst schaffen.

Unter dem am Seil baumelden Nai tauchte plötzlich Noel auf. „Nai hörst du mich? Halte durch ich komme dir zur Hilfe!“ Noel beschwor daraufhin ein großes ringförmiges Zaiphon. „Jetzt nicht bewegen Nai! Hab keine Angst du kannst mir vertrauen!“ Mit Noels Hand wanderte der Kreis nach oben bis die Schriftzeichen seinen Körper umkreisen. Der Kreis wurde enger, sodass Nai schließlich schwebend vom Ring auf den Boden getragen wurde. „Nai ist alles in Ordnung bei dir? Ich habe mitbekommen das Shin dir so eine lebensgefährliche Aufgabe auferlegt hat und wollte mal nach dir sehen. Also diesmal ist Shin wirklich zu weit gegangen.“ Besorgt wartete Noel auf Nais Reaktion.

Nai nahm die Stimme von Noel wahr und tat, was er ihm sagte. Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, blieb er kurz auf dem Boden sitzen und atmete tief ein und aus. "Mir gehts gut! Ich hätte das auch schon irgendwie alleine geschafft." Nai redete etwas verwirrt. Seine Gedanken kresísten gerade um Noels Worte. Er ist zu weit gegangen? Und das Seil war definitiv nicht einfach so gerissen, da war ein sauberer Einschnitt gewesen. War Shin das gewesen? Wollte er ihn loswerden um an den Stein zu kommen? Wut kam in Nai auf. Dieses gottverdammte Arsch. Er stampfte mit der Faust in den Boden. Schlechte Idee. "Au,au,au." Er schüttelte die schmerzende Hand. "Vielleicht hast du Recht. Hör mal, das Seil war sauber eingeschnitten? Meinst du Shin will mich loswerden?" Verunsichert und enttäuscht sah er Noel in die Augen.

Noel machte ein überraschtes Gesicht. „Ach du meine Güte. Das wäre ja grausam! Er springt wirklich schlecht mit seinen Untergeordneten um. Ich rede aus Erfahrung! Manchmal denke ich er hat kein Herz.. Wir waren früher einmal sehr gute Freunde und haben uns zusammen hoch gearbeitet. Doch seit Shin auf der Suche nach diesem Stein ist, traut er niemandem mehr, nicht einmal seinem besten Freund.“ Mit einem leeren Blick sah Noel in die Ferne, wandte sich dann jedoch wieder zu Nai. „Wenn Shin dich schlecht behandelt, dann kannst du dich gerne an mich wenden. Ich glaube zusammen wären wir stärker. Du hast ja in letzter Zeit auch große Fortschritte gemacht!“ Auf Noels Gesicht breitete sich wieder ein lächeln aus.

Nai lauschte Noels Worten. Stimmt. Noel hatte ihm bisher immer seine Hilfe angeboten. Und Shin? Hatte ihn stehts fertig gemacht. "Okay, danke." entgegnete Nai ihm und zusammen machten sie sich wieder auf zum Lager. Kurz davor jedoch trennten sie sich auf Nai's Bitte hin. "Ich gehe mir das mal verarzten." er zeigte auf seine Hände und verschwand. Weiterer Stress mit Shin sollte vermieden werden.
Nachdem er sich um beide Hände einen dünnen Verband mit Salbe gewickelt hatte, nahm er sich sein Schwert und ging auf eine Wiese hinter dem Lager. Er wollte nun eigenständig ein bisschen die Bewegungsabläufe trainieren. Fest umgriff er den Schwertgriff und hob das Schwert senkrecht über sich, die Spitze ragte in den Himmel. Die Augen hatte er geschlossen, einen Fuß leicht vor den anderen gestellt. Die Enttäuschung war immernoch in seinem Körper angestaut. Kräftig schwang er das Schwert nun nach oben, so dass es nun waagerecht vor ihm gehalten wurde. Die Spitze zeigte von ihm weg. Aus diesem Bewegungsablauf ging Nai in einen anderen, seitlichen Hieb und dann in eine abwehrende Bewegung über. Er war vollkommen in sein Training vertieft, oder eher in seinen Gefühlen und merkte garnicht, dass er sich von ihnen leiten ließ.

Plötzlich merkte Nai wie er den Boden unter den Füßen verlor. Hinter ihm begann Shin an zu sprechen. „Konzentriere dich nicht nur auf ein Ziel, du musst immer mit allen Sinnen aufmerksam sein. Wenn du dich zu sehr versteifst, trübst du deine Sinne. Kraft alleine ist nicht alles.“ Shin ließ Nai wieder auf den Boden ab und sagte mit einem angedeutetem Lächeln zu Nai: „Du hast grade einem Menschen das Leben gerettet. Du kannst stolz auf dich sein.“

Nai hatte sich ziemlich erschrocken, als er den Griff von hinten spürte. Doch als er Shin's Stimme erkannte, wusste er, dass ihm nichts passieren würde. Als dieser Nai wieder losließ, drehte er sich abprupt um. Ein erleichterter Gesichtsausdruck überrannte ihn: "Also geht es ihm besser?" Nai konnte sich ein freudiges Lächeln nicht verkneifen, dann aber erinnerte er sich wieder an die Aktion um diese Heilpflanze. Sofort wurde seine Miene wieder dunkler. "Pff. Stolz sein? Darauf, dass du mich umbringen wolltest?" Nai nahm kein Blatt vor den Mund und sprach seine Vermutung gerade heraus.

„Ist das dein ernst?“ Streng und verärgert starrte er auf Nai herab „Ich würde dich niemals sterben lassen! Hätte ich dich loswerden wollen, hätte ich genug Gelegenheiten dazu gehabt! Mit der Ausrüstung müsste es doch gar kein Problem für dich sein. Schließlich habe ich dir gezeigt wie man sich sichert.“ Wie kam Nai nur auf solche Gedanken?

Shin schaffte es mal wieder ihn mit Leichtigkeit zu verunsichern. "Aber das Seil hatte einen sauberen Einschnitt! Und dir geht es doch sowieso immer nur um den Stein! Ich bin dir doch egal." Mit einem zweifelndem Blick sah Nai Shin an. Von weitem hörte man eine Art rauschen. Oder eher getrampel? Irgendwas näherte sich ihnen auf jedenfall.

Auf Nais Worte war er nicht vorbereitet. Ging es ihm wirklich nur um den Stein? Seine Gedanken machten ihn verrückt. Shins Miene verfinsterte sich „Das ist..“ Plötzlich hörte er ganz deutlich eine rennende Masse und panische Schreie. Verdammt was war das? Ein Feuer oder etwas wieder Angreifer? Sofort packte er Nais Hand und zog ihn hinter sich her. Er führte sie zwischen zwei Zelten hindurch, von wo sie das Geschehen aus beobachten konnten, ohne sofort gesehen zu werden. Was Shin da sah schnürte ihm die Kehle zu. „So ein Aas“ fluchte Shin und ballte seine Hände zu Fäusten.. Er wandte sich zu Nai um und blickte ihm aufgeregt in die Augen. „Nai das sind Soldaten des Königs! Ich glaube jemand hat uns verpfiffen und jetzt wollen sie dich entführen.“ Ja und er wusste auch schon sicher wer ihn verraten hatte. Shin hielt seine Hand an Nais Wange um sicher zu gehen, dass er auch wirklich zuhörte. „Wir müssen fliehen hörst du? Den Anderen wird vermutlich nichts geschehen, denn sie wussten ja nichts von deinem Auge. Sie haben keinen Grund sich gegen den König zu wehren.“ Shin blickte Nai verzweifelt an. Verdammt was sollte er jetzt tun?

Alles ging ziemlich schnell und Nai schien ziemlich verwirrt. Er verstand gerade nicht, was hier ablief. "Was?.. Aber wer...?" er unterbrach seinen Satz, als er hinter Shin Noel sah. Dieser hatte sein Schwert zum Angriff erhoben. Und da verstand Nai die Situation, auch wenn er nicht glauben konnte, was er da sah. "Pass auf!" schrie Nai und zog Shin mit aller Kraft aus Noel's Angriffsbereich. Und gleich darauf startete Noel eine Angriff auf ihn selbst. Mit Mühe und Not verteidigte Nai sich, blockte die Angriffe und wich notdürftig aus. Hilfesuchend sah er zu Shin herüber, doch der wurde längst von einer Hand voll Soldaten festgenommen und bedroht. Als Nai wieder zu Noel sah, hielt der ihm das Schwert vor die Nase, weitere Soldaten kamen angerannt und packen ihn im Nacken und an den Armen. "Lasst mich los! Noel du bist so ein Arsch!" schrie Nai wütend. Und so einem hatte er fast vertraut. Rebellisch sah Nai ihm in die Augen, doch Blicke halfen in diesem Moment auch nicht.
Keine zwei Sekunden später wurden Nai und Shin vor die versammelte Mannschaft gestellt. Das Lager war umzingelt und vor den Beiden stand mit einer eindrucksvollen Ausstrahlung der oberste Kommandeur. Ihm unterlag sogar Shin. Nai verfolgte mit wütendem Blick, wie Noel sich auf dessen Seite stellte und grinste. Er biss dich Zähne aufeinander. Was für eine Wendung. Als nächstes spürte Nai einen kräftigen Tritt in die Kniekehlen, sodass er auf die Knie fiel. Seine Hände wurden auf dem Rücken festgehalten und mit einem festem Griff in seine Haare wurde sein Kopf in den Nacken gezogen. Er war gezwungen dem obersten Kommandeur in die Augen zu sehen. Dieser zeigte kaum eine Miene und näherte sich ihm gelassen. Nai hatte Angst, auch wenn er es verbarg. Er wollte stark sein, wusste aber dennoch nicht, was jetzt passieren würde.

Shin hatte mit sllen Mitteln gekämpft, aber die Gefolgsleute des Königs waren einfach in der Überzahl. Als sie schließlich vor dem obersten Kommandanten, ein riesiger Menn mit einem breitem Kreuz und fetten Narben über seinen Muskeln knien mussten und dieser Nai beobachtete, geriet er in Panik. "Der Junge hat nichts getan. Ich bin derjenige der unseren König betrogen habt. Also lasst ihn laufen." Der Junge würde schon den richtigen Weg finden, er hatte keine andere Wahl als ihm zu vertrauen. Doch der Kommandant grinste nur. "Ich lasse mich nicht gerne verarschen." Mit diesen Worten nickte er einem Soldaten zu, der Shin heftig in den Megen trat. Shin keuchte vor Schmerzen. "Dieser nette Mann hat uns alles über dein kleines Geheimnis erzählt." Er zeigte dabei auf Noel der im Hintergrund stand. Er lächelte nicht mehr." Shin wurde richtig wütend. "Noel du mieses Arschloch! Du wirst es niemals bekommen! Hast du gehört niemals!!" Darauf kassierte er wieder einen heftigen Tritt.

Als Nai sah, dass sie Shin Schmerzen zufügten, wurde er unruhig. Er nahm alle Kraft zusammen und versuchte sich loszureißen, zappelte herum und trat nach den Soldaten. "Shin! Lasst ihn in Ruhe!!" Mehr Hände hielten ihn fest und der Kommandeur packte ihn genervt am Kinn. Nai's Atmung wurde knapper und schneller.
Vollkommen unbeeindruckt nahm der Kommandeur sich alle Zeit der Welt, um den Verband über Nai's rechtes Auge zu lösen. "Das ist also der legendäre Stein nach dem alle Welt sucht." Nai riss den Kopf zur Seite und sah verzweifelt auf den Boden. Der Kommandeur hob eine Augenbraue an und zeigte dann mit seinem Schwert auf Shin: "Wie wäre es, wenn wir das Urteil über diesen Verräter direkt fällen?" mit kalter Miene sah er Shin an. Nai sah geschockt in die Augen dieses kaltherzigen Mannes. "Bitte lasst ihn laufen! Ihr wollt doch nur den Stein, ich... ich komme freiwillig mit!" Daraufhin spürte Nai einen musternden Blick auf sich. Ein Moment der Stille trat ein. "Ok, meinetwegen. Aber zu erst kommst du brav mit mir." erwiderte der Kommandeur. Nai senkte seinen Blick und nickte. Die Soldaten ließen ihn los und zögerlich ging Nai auf ihn zu. Im Vorbeigehen schenkte er Shin ein Lächeln: "Tut mir Leid Shin." Der Kommandeur legte eine Hand in seinen Nacken und wandte sich zum Gehen. Nai wusste nicht, dass seine Bitte natürlich nicht beachtet werden würde.

Shin merkte sofort, dass der Komandeur log. Niemals würde dieser ihn einfach laufen lassen! Nai hatte sich also geopfert um ihn am leben zu erhalten. Was dachte sich Nai nur dabei? "Nai sei doch nicht so naiv!! Warum vertraust du schon wieder.." Shin spürte ein Schwert an seinem Hals was ihn stocken ließ. Er schloss die Augen.

Nai hörte Shin's Worte klar und deutlich. Doch er wusste nicht, was er sonst hätte tun können. Er wollte nicht, dass Shin wegen ihm sterben musste. Indem er die Hände zu Fäusten ballte und betete, dass seine Bitte erhört wurde, zwang er sich einen Fuß vor den anderen zu setzen. "Noel, du bringst den Jungen mit der Truppe weg." hörte Nai den obersten Kommandeur sagen. Nai brachte keinen einzigen Ton mehr heraus, er war sauer, verzweifelt und auch die Angst trieb sich wieder in seinen Körper. Was sie wohl mit ihm machen würden? Aber das Leben von Shin war ihm wichtiger, als sein eigenes, darüber war er sich nun im Klarem.
Auf einmal spürte Nai einen Arm, der sich um seine Schulter legte, und einen leichten Schub, der ihm zum gehen antrieb. Er sah hoch und erkannte, dass es Noel war. Enttäuscht sah Nai wieder zum Boden und ließ sich einfach mitnehmen. Er sah nicht, dass Noel Shin noch einen Blick zuwarf.

Shin biss wütend die Zähne aufeinander und wehrte sich gegen die festen Griffe der Soldaten, die ihm jetzt die Hände auf dem Rücken verbinden wollten. Shin anhnte Böses als der oberste Kommandant grinsend auf ihn herab blickte. "Der Posten als Kommandant ist dir offiziel entzogen. Du bist ein Betrüger, ein Krimineller, bist wie der Dreck unter meinen Füßen. Ich bin kein Unmensch, deshalb hab ich erbarmen mit dir. Ich werde dich hier zurücklassen." Shin blickte ihm fest in die Augen. Dieser Arsch führte doch was im Schilde. "Aber ganz ohne Strafe geht es natürlich nicht." Ohne Shin aus den Augen zu lassen, beugte er sich leicht zu Seite und sprach einem Soldaten an seiner Seite leise etwas zu. Dann drehte er sich um und winkte Shin über die Schulter. "Ich hoffe ihr werdet euch gut verstehen. Sind im Grunde ganz nette Kerle" Als der Kommandant laut lachend mit schweren Schritten ging, kamen die 'netten Kerle' auf ihn zu.
Es mussten an die fünf Soldaten sein die nun schon seit einer gefühlten Stunde auf Shin einprügelten. Der Sympathischste von ihnen hatte sich einen Holzpflock zur Hand genommen. Inzwischen spürte Shin nur noch Taubheit an seinem Körper und aus seinem Mund kam nur noch ein unregelmäßiges Keuchen. Shin wartete auf seine Erlösung. Gleich war es soweit, er konnte es spüren. Nun musste die Welt ohne ihn auskommen. Viel Glück Kleiner dachte Shin bevor er endlich das Bewusstsein verlor.

Eilig schob Noel den niedergeschlagenen Nai in Richtung des Lagers, dass die sechs begleitenden Soldaten ihm wiesen. Noel streichelte Nai leicht über die Schulter. "Nai, mach dir keine Sorgen. Alles was du tun musst ist dem König gehorchen, dann wird dir nichts passieren." versuchte er Nai zu trösten.

Nai sah Noel nicht an. Das wollte er nicht. Am liebsten würde er alles um sich herum kurz und klein schlagen. Und vor allem Noel. Ziemlich schlecht gelaunt enzog Nai sich ihm: "Dem König gehorchen?! Das ich nicht lache!" Gleich kamen wieder zwei Soldaten angerannt, die Nai's Schreie sofort mitbekommen hatten. Sie standen neben Noel und augenblicklich verstummte seine Stimme. Unsicher trat Nai einen Schritt zurück und fasste sich mit der einen Hand an das Handgelenk der anderen. Er versuchte Noel's Blick stand zu halten.

Hakuren hatte die ganze Situation von Anfang an mitverfolgt. Allerdings verbaten seine nicht ausreichenden Fähigkeiten es ihm früher als jetzt einzugreifen. Vorher waren es einfach zu viele und zu starke Männer gewesen. Nachdem die restliche Soldaten ebenfalls verschunden waren, rannte Hakuren zügig zu seinem Kommandanten herüber. "Hey! Kannst du mich hören!" er rüttelte Shin vorsichtig an den Schultern, um ein Lebenszeichen zu bekommen. Glücklicherweise schaffte dieser es, mit den Augen zu blinzeln. Hakuren atmete kurz auf und schob dann seinen rechten Arm unter Shin's Rücken, sodass er ihn aufsetzen konnte. Dieser verkrampfte sich vor Schmerzen. "Tut mir Leid Sir, aber wir müssen Sie dringend hier wegbringen." Hakuren fuhr fort, indem er ihn sich auf die Schultern zog und sich ein Stück tiefer in den Wald begab. Im tiefem Dikicht, schob er mit dem Fuß ein bisschen Laub zusammen und legte Shin vorsichtig in Rückenlage auf den Boden. Und sofort nahm er erste Hilfemasnahmen vor. Aus den Hosentaschen nahm er Salbe und Verbände heraus. Zunächst sah Hakuren nach, wo die schwerliegensten Wunden waren. Wie erwartet waren ein paar Rippen schwer geprellt oder gar gebrochen. Innere Blutungen schienen nicht vorzuliegen. Nachdem Hakuren seinem Kommandant die Jacke ausgezogen hatte, und das Oberteil nach oben geschoben hatte, schmierte er ihm erstmal dick Salbe auf die Brust und auf den Bauch. Danach verband er ihm noch den Oberkörper. Als Hakuren gerade damit fertig war, auch das Gesicht zu versorgen, sah er, dass Shin gerade wieder das Bewusstsein erlangte.

Noel blickte mitleidig auf den verstörten Jungen. Er tat ihm Leid, denn im Grunde mochte er ihn wirklich. "Desto früher du es einsiehst, desto besser für dich." Er griff wieder nach Nais Schulter und führte ihn weiter zum Lager. "Man wird dich wohl einsperren.. Aber ich werde dich besuchen so oft ich kann. Abgemacht?" Noel scheufzte, denn anscheinend schaffte er es nicht Nai zu beruhigen. Hinter ihnen konnte man bereits den riesigen Kommandanten und einige Anhängsel kommen sehen. Was wohl mit Shin passiert war? Er war sich sicher gewesen, dass sie ihn festnehmen würden. Aber warum ließen sie Shin einfach zurück? Irgendwie hatte er sich das alles anders vorgestellt.

Langsam wich die so angenehme Taubheit wieder und Shin spürte immer deutlicher den Schmerz zurückkehren. Ja er war eindeutig noch am leben und er wusste nicht ob er sich wirklich darüber freuen sollte. Shin versuchte zu sprechen, doch seine Lippen fühlten sich an wie die eines Fisches. Vorsichtig öffnete er die Augen. Er erkannte Bäume über sich und dann sah er einen Mann. Er kannte diesen Mann. Hakuren, der Neuling. "Wo.. Wo is Nai?"

Nai wollte den obersten Kommandant noch fragen, ob er sein Wort gehalten hatte, allerdings führte Noel ihn gleich weg in eines der Zelte. Dort stand er nun. Alleine. Und wieder gefangen.
Langsam trat er auf eine dünne Matte, die auf dem Boden lag, zu und ließ sich darauf sinken. Er legte sich auf die Seite, mit dem Rücken zum Zelteingang gedreht, schloss die Augen und hoffte, dass es Shin gut ging.

"Erstmal kümmere ich mich um Sie und dann gehen wir Nai holen." Hakuren beantwortet Shin seine Frage absichtlich nicht konkret. Das hätte ihn nur noch mehr beunruhigt. Und jetzt brauchte sein Körper erstmal eine Nacht Ruhe und Genesung. "Da haben die aber ganze Sache geleistet." fügte er noch hinzu, während Shin versuchte seinen Körper zu ertragen. Als Shin anstalten machte, sich zu bewegen, bat Hakuren ihn eindringlich vernünftig zu sein und liegen zu bleiben. "Falls es Sie interessiert, nicht nur ich bin Ihnen treu geblieben, Sir. Noch ein paar andere Soldaten verfolgen unauffällig die Spur." Hakuren machte seinem Kommandanten deutlich, dass sie jetzt erstmal nur abwarten konnten. Er setzte sich etwas bequemer hin, lehnte sich an einen Baum und zog eine Zigarette heraus. Genau das brauchte er jetzt.


[1 Tag oder so vergeht jetzt ?]

Shin hasste es rumzuliegen und nichts wirklich tun zu können, deshalb hatte er schon alles genauestens für Nais Rettung geplant um sofort loslegen zu können, sobald er wieder in der Lage dazu war. Hakuren hatte inzwischen Noels Platz eingenommen, da er ein gutes Organisationstalent hatte, aber Niemand konnte Noel wirklich ersetzen. Nach zwei Tagen konnte Shin bereits wieder laufen. Zwar unter Schmerzen, aber das nahm Shin auf sich. Er hielt Reden und plante mit seinen Soldaten das genaue Vorgehen seines Planes. Das baute einen gewissen Respekt, aber auch Vertrauen in den Anführer auf. Sie würden viel zurücklassen um nicht zu sehr aufzufallen, das bedeutete ein hohes Risiko, doch es waren immerhin 6 Soldaten die bei ihm treu geblieben waren, Shin spürte die Aufrichtigkeit dieser paar Soldaten. Die anderen hatten sich erhofft belohnt zu werden wenn sie mit Nai beim König erscheinen würden.

Noel versuchte so oft es ging den kleinen Nai zu besuchen, denn er wusste dass es seine Schuld gewesen war, dass er jetzt ein Gefangener war und versuchte ihm so gut es ging alles zu erleichtern. Oft musste Noel an seinen alten Freund Shin denken und irgendwann hielt er es nichtmehr aus. Er befragte einen von Shins damaligen Soldaten was mit Shin passiert war. Als er hörte, dass sie Shin nicht getötet hatten, fiel ihm ein Stein vom Herzen. „Das ist wirklich eine gute Nachricht! Ich danke dir mein Freund.“ Doch Noel entging nicht, dass der Soldat beschämt zur Seite schaute. Ja sie hatten ihn alle hintergangen. Noels Finger begannen leicht zu zittern. Shin hatte auch nur immer an sich selbst gedacht, seine Interessen standen immer über denen der anderen. Jetzt war es Zeit für Noel auch an seine Ziele, an seine Zukunft zu denken, auch wenn er dafür viele Ofer zurücklassen musste. Noel stand vor Nais Zelt, über das ganze vier Soldaten wachten und seufzte. Noel lächelte den Soldaten nett zu und diese ließen ihn vorbei. „Nai? Bist du wach? Mach dich bereit heute ziehen wir weiter.“

Nai ignorierte, dass Noel ihn angesprochen hatte. Wieder lag er mit dem Rücken in Richtung Zelteingang. Das hatte er oft getan. Eigentlich fast immer. Es schien so, als hätte er aufgegeben. Allerdings war genau das sein Ziel. Er glaubte fest daran, dass Shin ihm mit einem gutem Plan helfen würde. Und er selbst tat, was für ihn möglich war. Geduldig abwarten und wenn sich eine Möglichkeit bat, versuchen zu fliehen.

Hakuren hatte alles getan, dass es Shin bald besser ging und er war froh, dass seine Heilmittel so schnell halfen. Innerhalb dieser kurzen Tage kamen bereits wieder die autoritären Ansagen von ihm. Hakuren hatte nur gelächelt und dann seine Befehle verfolgt. Er war zufrieden, mit dem, was er getan hatte. Und das schienen die anderen paar Soldaten auch zu sein. Erfolgreich hatten sie die Spur von Nai verfolgt, ohne entdeckt zu werden. Wahrscheinlich dachten alle, Shin wäre jetzt tot.
Gerade kam Hakuren mit noch etwas übrig gebliebenem Brot wieder und hielt es Shin hin. Interessiert sah er auf das Stück Papier, welches vor Shin lag. Um nicht länger über seinem Kommandanten zu stehen, setzte Hakuren sich hin: "Wenn Ihr erlaubt, Sir, darf ich fragen was für einen Plan Sie da gerade schmieden?"